Film ohne Medium - Rudolf Arnheims Neuer Laokoon und die Kritik am Sprechfilm

Rudolf Arnheims Neuer Laokoon und die Kritik am Sprechfilm

Nonfiction, Reference & Language, Language Arts, Journalism
Cover of the book Film ohne Medium - Rudolf Arnheims Neuer Laokoon und die Kritik am Sprechfilm by Frank Dersch, GRIN Verlag
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Author: Frank Dersch ISBN: 9783638024785
Publisher: GRIN Verlag Publication: March 14, 2008
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Frank Dersch
ISBN: 9783638024785
Publisher: GRIN Verlag
Publication: March 14, 2008
Imprint: GRIN Verlag
Language: German

Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Theorien, Modelle, Begriffe, Note: 1,0, Universität Konstanz, 13 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Beinahe 200 Jahre nach der Veröffentlichung von Lessings Laokoon scheint eine Neuformulierung ästhetischer Gestaltungsmöglichkeiten unter modernen Gesichtspunkten virulent zu werden. Denn völlig unabhängig voneinander erscheinen zunächst 1938 Rudolf Arnheims 'Neuer Laokoon', der über die relativ neue mediale Form des Sprechfilms reflektiert, und im Jahre 1940 die Schrift 'Towards a newer Laokoon' des amerikanischen Kunstkritikers Clement Greenberg. Was beide Texte mit dem Laokoon der Aufklärung verbindet ist die Methode, die ästhetischen Möglichkeiten und Grenzen der jeweils einzelnen Darstellungsform auf semiotischer und medialer Ebene zu bestimmen. Während bei Greenberg jedoch stärker der mediale Aspekt der Malerei hervorgekehrt wird, so verharrt Arnheim in seiner Argumentation auf der semiotischen Ebene des Films. Das Ausbleiben einer Reflexion der medialen Bedingungen muss bei einem Autor wie Arnheim jedoch verwundern, da er bereits zuvor ausführlich genau jene zu systematisieren versuchte. Die Beschränkung auf die Semiotik des Films lässt sich jedoch mit der Tendenz des Neuen Laokoon erklären. Denn Arnheims 'Gefühl des Unbehangens' am Sprechfilm entrollt eine Argumentation, die Belege dafür liefern will, 'den Bereich des Dialogs künstlich' einzuschränken und damit den Sprechfilm auf die Funktion des 'getreuen Festhalten[s] der von Natur und Mensch hervorgebrachten optischen und akustischen Erscheinungen' zu reduzieren. Im Folgenden wird nun zu zeigen sein, wie diese normative Tendenz unter Berücksichtigung der materiell-medialen Bedingungen nicht aufrecht zu halten wäre. Arnheims semiotisch fundierte Beschneidung des Sprechfilms soll deshalb anhand der drei Bereiche Produktion, Werk und Rezeption mit einer damals schon möglichen Reflexion über die Medialität des Films abgeglichen werden, die in Form von Benjamins Essay 'Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit' vorliegt. Dieser Ausschluss einer Reflexion über die Medialität befördert also bei Arnheim die Vorbehalte gegenüber dem Sprechfilm, die um 1930 auch bei anderen Theoretikern zu verzeichnen sind. 1938 jedoch, im Erscheinungsjahr des Neuen Laokoon, kommt die intendierte Abwertung des Sprechfilms einem rückwärtsgewandten Wiederbelebungsversuch der durchaus künstlerischen Avantgarden der 20er Jahre gleich. Arnheim wiederholt im Neuen Laokoon somit abermals eine Nostalgie für die Ära des Stummfilms, die er bereits 1932 in seinem Buch 'Film als Kunst' formuliert hat.

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Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Theorien, Modelle, Begriffe, Note: 1,0, Universität Konstanz, 13 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Beinahe 200 Jahre nach der Veröffentlichung von Lessings Laokoon scheint eine Neuformulierung ästhetischer Gestaltungsmöglichkeiten unter modernen Gesichtspunkten virulent zu werden. Denn völlig unabhängig voneinander erscheinen zunächst 1938 Rudolf Arnheims 'Neuer Laokoon', der über die relativ neue mediale Form des Sprechfilms reflektiert, und im Jahre 1940 die Schrift 'Towards a newer Laokoon' des amerikanischen Kunstkritikers Clement Greenberg. Was beide Texte mit dem Laokoon der Aufklärung verbindet ist die Methode, die ästhetischen Möglichkeiten und Grenzen der jeweils einzelnen Darstellungsform auf semiotischer und medialer Ebene zu bestimmen. Während bei Greenberg jedoch stärker der mediale Aspekt der Malerei hervorgekehrt wird, so verharrt Arnheim in seiner Argumentation auf der semiotischen Ebene des Films. Das Ausbleiben einer Reflexion der medialen Bedingungen muss bei einem Autor wie Arnheim jedoch verwundern, da er bereits zuvor ausführlich genau jene zu systematisieren versuchte. Die Beschränkung auf die Semiotik des Films lässt sich jedoch mit der Tendenz des Neuen Laokoon erklären. Denn Arnheims 'Gefühl des Unbehangens' am Sprechfilm entrollt eine Argumentation, die Belege dafür liefern will, 'den Bereich des Dialogs künstlich' einzuschränken und damit den Sprechfilm auf die Funktion des 'getreuen Festhalten[s] der von Natur und Mensch hervorgebrachten optischen und akustischen Erscheinungen' zu reduzieren. Im Folgenden wird nun zu zeigen sein, wie diese normative Tendenz unter Berücksichtigung der materiell-medialen Bedingungen nicht aufrecht zu halten wäre. Arnheims semiotisch fundierte Beschneidung des Sprechfilms soll deshalb anhand der drei Bereiche Produktion, Werk und Rezeption mit einer damals schon möglichen Reflexion über die Medialität des Films abgeglichen werden, die in Form von Benjamins Essay 'Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit' vorliegt. Dieser Ausschluss einer Reflexion über die Medialität befördert also bei Arnheim die Vorbehalte gegenüber dem Sprechfilm, die um 1930 auch bei anderen Theoretikern zu verzeichnen sind. 1938 jedoch, im Erscheinungsjahr des Neuen Laokoon, kommt die intendierte Abwertung des Sprechfilms einem rückwärtsgewandten Wiederbelebungsversuch der durchaus künstlerischen Avantgarden der 20er Jahre gleich. Arnheim wiederholt im Neuen Laokoon somit abermals eine Nostalgie für die Ära des Stummfilms, die er bereits 1932 in seinem Buch 'Film als Kunst' formuliert hat.

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