Raum und Bedarf von Begabtenförderung in der 'neuen Bildungsdebatte'

Nonfiction, Reference & Language, Education & Teaching, Administration
Cover of the book Raum und Bedarf von Begabtenförderung in der 'neuen Bildungsdebatte' by Marcel Weitschat, GRIN Verlag
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Author: Marcel Weitschat ISBN: 9783640490776
Publisher: GRIN Verlag Publication: January 1, 2009
Imprint: GRIN Verlag Language: German
Author: Marcel Weitschat
ISBN: 9783640490776
Publisher: GRIN Verlag
Publication: January 1, 2009
Imprint: GRIN Verlag
Language: German
Die durch die PISA-Studie zur Lesekompetenz angestoßene und von Otto und Rauschenbach in ihrem Rahmen definierte 'neue Bildungsdebatte' (vgl. dies. 2008: 9-29) befasst sich vor allem mit dem offensichtlichen Brennpunkt: Im Bildungssystem der Bundesrepublik Deutschland werden Kinder aus sozial schwächeren Schichten benachteiligt, 'das spätere Einkommen von Kindern [korreliert] stark mit demjenigen ihrer Eltern' (Esping-Andersen 2004: 2). Bildung als sozialer Erbfaktor lässt die Wissenschaft vor allem nach denjenigen Schwachstellen im deutschen Bildungssystem suchen, die benachteiligten Kindern weiter schaden, das dabei häufig und zu Recht zur Legitimation von Veränderungen angebrachte Argument ist, dass eine Erwerbsbevölkerung, 'die [...] zu 20 bis 30 Prozent aus funktionalen Analphabeten und/oder Menschen ohne Sekundarschulbildung besteht' (ebd.: 1) vom Wohlfahrtsstaat nicht finanziert werden kann. Da eine solche Perspektive bei unveränderter Entwicklung allerdings zumindest im Rahmen des möglichen liegt (vgl. ebd.), muss ein deutliches Umdenken im Bildungs- und Erziehungssystem erfolgen. Diese Tatsache soll an dieser Stelle weder diskutiert noch in Frage gestellt werden. Allerdings gibt es eine Gruppe von heranwachsenden Menschen, die im Zuge dieser Debatte gänzlich vergessen worden zu sein scheint: Begabte Kinder und Jugendliche. Der dänische Soziologe Esping-Andersen befürwortet eine Einschränkung elterlichen Einflusses und elterlicher Selbstbestimmung zu Gunsten von stärkerer Gleichheit im Bildungssystem, also die Einrichtung einer möglicherweise verpflichtenden Betreuung für alle Kinder ab einem bestimmten Alter (vgl. ebd.: 2). Das kann im günstigsten Fall tatsächlich zu einer Behebung zahlreicher Benachteiligungen im deutschen Bildungssystem führen. Im ungünstigsten Fall bedeutet das allerdings, dass die ohnehin schon stark endindividualisierte Massenerziehung in Deutschland nur noch verstärkt wird. An der geschlossenen Ganztagsschule ist konzeptionell oft nur wenig Raum zur Begabtenförderung, was, wie zu zeigen sein wird, ebenfalls einen Bildungsnachteil darstellen kann.
View on Amazon View on AbeBooks View on Kobo View on B.Depository View on eBay View on Walmart
Die durch die PISA-Studie zur Lesekompetenz angestoßene und von Otto und Rauschenbach in ihrem Rahmen definierte 'neue Bildungsdebatte' (vgl. dies. 2008: 9-29) befasst sich vor allem mit dem offensichtlichen Brennpunkt: Im Bildungssystem der Bundesrepublik Deutschland werden Kinder aus sozial schwächeren Schichten benachteiligt, 'das spätere Einkommen von Kindern [korreliert] stark mit demjenigen ihrer Eltern' (Esping-Andersen 2004: 2). Bildung als sozialer Erbfaktor lässt die Wissenschaft vor allem nach denjenigen Schwachstellen im deutschen Bildungssystem suchen, die benachteiligten Kindern weiter schaden, das dabei häufig und zu Recht zur Legitimation von Veränderungen angebrachte Argument ist, dass eine Erwerbsbevölkerung, 'die [...] zu 20 bis 30 Prozent aus funktionalen Analphabeten und/oder Menschen ohne Sekundarschulbildung besteht' (ebd.: 1) vom Wohlfahrtsstaat nicht finanziert werden kann. Da eine solche Perspektive bei unveränderter Entwicklung allerdings zumindest im Rahmen des möglichen liegt (vgl. ebd.), muss ein deutliches Umdenken im Bildungs- und Erziehungssystem erfolgen. Diese Tatsache soll an dieser Stelle weder diskutiert noch in Frage gestellt werden. Allerdings gibt es eine Gruppe von heranwachsenden Menschen, die im Zuge dieser Debatte gänzlich vergessen worden zu sein scheint: Begabte Kinder und Jugendliche. Der dänische Soziologe Esping-Andersen befürwortet eine Einschränkung elterlichen Einflusses und elterlicher Selbstbestimmung zu Gunsten von stärkerer Gleichheit im Bildungssystem, also die Einrichtung einer möglicherweise verpflichtenden Betreuung für alle Kinder ab einem bestimmten Alter (vgl. ebd.: 2). Das kann im günstigsten Fall tatsächlich zu einer Behebung zahlreicher Benachteiligungen im deutschen Bildungssystem führen. Im ungünstigsten Fall bedeutet das allerdings, dass die ohnehin schon stark endindividualisierte Massenerziehung in Deutschland nur noch verstärkt wird. An der geschlossenen Ganztagsschule ist konzeptionell oft nur wenig Raum zur Begabtenförderung, was, wie zu zeigen sein wird, ebenfalls einen Bildungsnachteil darstellen kann.

More books from GRIN Verlag

Cover of the book Das Memelland in der Zwischenkriegszeit by Marcel Weitschat
Cover of the book Scalping - Zwischen Insiderdelikt und Kursmanipulation by Marcel Weitschat
Cover of the book Praktikumserfahrungen im Kindergarten by Marcel Weitschat
Cover of the book Die Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigen by Marcel Weitschat
Cover of the book Staufisch-kapetingische Allianz: Die außenpolitischen Beziehungen Kaiser Friedrichs II. zu Frankreich by Marcel Weitschat
Cover of the book Jugend und Sucht by Marcel Weitschat
Cover of the book The Impact of Merger and Acquisition Activities on Corporate Performance Measured on an Accounting and Market Base by Marcel Weitschat
Cover of the book Demokratie und Partizipation by Marcel Weitschat
Cover of the book Die altersabhängige Theorie informeller sozialer Kontrolle by Marcel Weitschat
Cover of the book Muttersprachlicher Unterricht in Deutschland by Marcel Weitschat
Cover of the book Convergence and/or divergence by Marcel Weitschat
Cover of the book Stalins Terror gegen den eigenen Apparat - Rationalität im Irrationalen? by Marcel Weitschat
Cover of the book Die Rolle der Sozialkompetenz für den Beruf der Stationsleitung vor dem Hintergrund des Strukturellen Wandels in der Pflege by Marcel Weitschat
Cover of the book Time in 'Tristram Shandy' by Marcel Weitschat
Cover of the book Kollision von Globalabtretung und verlängertem Eigentumsvorbehalt by Marcel Weitschat
We use our own "cookies" and third party cookies to improve services and to see statistical information. By using this website, you agree to our Privacy Policy